Der Orthograph: Regeln und Texte zum Nachlesen

Hinweise zum Thema 1: Stammprinzip

Eule

Die Rechtschreibung ist nicht völlig willkürlich, sondern sie folgt einer Reihe von Prinzipien. Die Prinzipien wurden im Laufe der Sprachgeschichte entwickelt, um mit ihrer Hilfe Regeln für die Schreibung zu organisieren. Wer diese Prinzipien kennt, kann sich selbst die Schreibung vieler Wörter herleiten, manche Regeln selbst bilden und dabei auch besser verstehen. Allerdings sei gleich an dieser Stelle gesagt, dass die Prinzipien in gewissem Wettstreit miteinander stehen, was sich aber ganz gut verstehen und nachvollziehen lässt.

Prinzipien der deutschen Rechtschreibung sind unter anderen:

Das Lautprinzip

Das Lautprinzip ist das eigentlich wichtigste Prinzip, denn wir haben eine Lautschrift, d. h. die Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen stehen für bestimmte Laute der Sprache. Ganz anders ist das bei Hieroglyphenschriften, in denen die Schriftzeichen keine Laute, sondern Bedeutungen darstellen.

Im Grunde besagt das Lautprinzip, dass man so schreiben soll, wie man spricht. Allerdings sollte man hochdeutsch und deutlich sprechen. Da liegt aber auch das Problem: Was ist exakt die hochdeutsche Aussprache? Was heißt es, deutlich zu sprechen? Und was ist mit den vielen deutschen Dialekten?

Im Zweifelsfalle sollte man ein Wörterbuch der Aussprache zur Hand nehmen.

Das Stammprinzip

Das Stammprinzip sorgt für die weitgehend gleiche Schreibung von Wörtern, deren Aussprache sich aufgrund grammatischer Formen ändert, denn nach dem Stammprinzip soll die Schreibung die einfache Wiedererkennung von Wörtern in unterschiedlichen Formen unterstützen.

Besondere Bedeutung hat das Stammprinzip beim Gebrauch der Umlaute und bei der so genannten Auslautverhärtung.

Das grammatische Prinzip

Das grammatische Prinzip regelt insbesondere die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung und die Zeichensetzung. Regeln für die Schreibung von Personalendungen bei der Konjugation von Verben sind auch durch das grammatische Prinzip bedingt.

Das geschichtliche Prinzip

Die Sprache und die Rechtschreibung haben sich sehr lange entwickelt und sie entwickeln sich immer weiter. Viele Schreibweisen sind historisch bedingt oder lassen sich aus historischen Zusammenhängen erklären.

Das Unterscheidungsprinzip

Das Unterscheidungsprinzip besagt, dass sich unterschiedliche Bedeutungen von gleich klingenden Wörtern auch in unterschiedlichen Schreibungen widerspiegeln sollten. Solche Wörter nennt man Homonyme.

Das Höflichkeitsprinzip

Das Höflichkeitsprinzip regelt die Schreibung der Anredepronomen. Dabei werden alle Formen von Sie großgeschrieben, während die Anredepronomen du und ihr nebst allen ihren Formen kleinzuschreiben sind mit Ausnahme von privaten Briefen, wo sie auch großgeschrieben werden können, was aber nur in den seltensten Fällen einer orthographischen Kontrolle unterliegt.

Das Schmuckprinzip

Das Schmuckprinzip hat etwas mit der Ästhetik der Schreibung zu tun: Wörter sollen auch schön aussehen. Das ist aber recht problematisch, denn die Auffassung von Schönheit ändert sich mit der Zeit. Wenn man aber das, was man gerade schreibt oder liest hässlich oder komisch findet, sollte man zu einem Wörterbuch greifen.

Hinweis zu den Übungen

Nur bei den Übungen im Zusammenhang mit dem Stammprinzip orientiert sich die Einteilung der Themen an den Prinzipien der Rechtschreibung. Dabei wird das Unterscheidungsprinzip beim Stammprinzip mitbehandelt, was natürlich nicht ganz korrekt ist. Ansonsten folgt die Benennung der Themen den in der Schule üblichen Gepflogenheiten, obwohl sich natürlich für jedes Thema ein rechtschreibliches Prinzip als Oberthema bestimmen ließe. Das ist aber in der Schule nicht üblich, weshalb im Programm darauf verzichtet wird.

Um ehrlich zu sein, gibt es dieses Thema auch nur, weil es durch die Rechtschreibreform ein paar Änderungen gegeben hat, auf die explizit hingewiesen werden soll. Ansonsten bilden die Übungen zum Stammprinzip keinen Schwerpunkt des Programms, denn problematisch sind erfahrungsgemäß andere Bereiche der Rechtschreibung.