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Rewe-Trainer: Hinweise zu den Aufgaben zum Nachlesen

11.2 Aufwands- und bestandsorientierte Buchungen: Geschäftsfall als Text

Die Aufgaben

Im Rahmen dieser Aufgaben sollen Geschäftsfälle mit Bezug auf das bestandsrechnerische und aufwandsrechnerische Buchungsverfahren geübt werden.

Eine Aufgabe sieht zum Beispiel so aus:

Der Geschäftsfall

Barkauf von Hilfsstoffen (Farben), Warenwert: 150,00 €, Umsatzsteuersatz: 19 %. Buchen Sie aufwandsorientiert!

Grundbuch
SollHabenSollHaben
 € €
 € €

Zu jeder Aufgabe gibt es den Hinweis Buchen Sie aufwandsorientiert! oder Buchen Sie bestandsorientiert!

Anhand dieses Hinweises entscheidet sich, ob auf Kontenklasse 6 oder 2 zu buchen ist. Beachten Sie wie immer auch die weiteren, für die Lösung der Aufgaben wichtigen Details (Barkauf => 2880 Kasse, Zielkauf => 4400 Verbindlichkeiten aLL, Warenwert => Nettobetrag, Rechnungsbetrag => Bruttobetrag, ...).

Zum Verständnis: Bestands- und aufwandsrechnerische Verfahren

1. Bestandsrechnerische Verfahren (Bestandskontenmethode)

In den bisherigen Buchungsübungen wurde das bestandsrechnerische Verfahren angewendet. Dabei werden die Werkstoffeinkäufe (Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Fremdbauteile) sowie der Kauf von Handelswaren in der Kontenklasse 2 (Bestandskonten) erfasst. Man unterscheidet zwei Vorgehensweisen: die Inventurmethode und die Fortschreibungsmethode.

Die Inventurmethode

Im Rahmen dieser Methode wird am Ende des Geschäftsjahres wie gesetzlich vorgeschrieben per Inventur ein Schlussbestand für das jeweilige Werkstoff- bzw. Handelswarenkonto ermittelt. Der Saldo (Differenz) ergibt den Verbrauch bzw. die Bereitstellung von Waren im Verkauf und wird über das entsprechende Aufwandskonto in der Kontenklasse 6 gebucht. Diese Aufwandskonten der Klasse 6 werden zum Geschäftsjahresende über das Gewinn- und Verlustkonto (GuV) abgeschlossen und stellen dort die Aufwendungen für den Materialeinsatz (Aufwendungen für Werkstoffe) sowie den Aufwendungen für Handelswaren dar. Als Wareneinsatz werden die verkauften und zum Einstandspreis (Bezugspreis) bewerteten Waren bezeichnet. Der Material- bzw. der Wareneinsatz ist notwendig, um überhaupt Umsatzerlöse für fertige Erzeugnisse bzw. Umsatzerlöse für Handelswaren zu erzielen.

Die Fortschreibungsmethode

Im Rahmen dieser Methode werden bei jeder Werkstoff- (z. B. Rohstoffe) bzw. Warenentnahme (Handelswaren) entsprechende Materialentnahmescheine (ME) ausgestellt. Sie sind Grundlage für eine Einbuchung in das System. Der Verbrauch kann so jederzeit anhand der Materialentnahmescheine ermittelt werden (Sollverbrauch). Mit Hilfe der gesetzlich vorgeschriebenen Inventur am Ende des Geschäftsjahres wird dann der tatsächliche Verbrauch (Istverbrauch) ermittelt, welcher unter Umständen vom Sollverbrauch abweichen kann.

Gegenüberstellung der Buchungen nach Inventurmethode und Fortschreibungsmethode

Im Rahmen der Inventurmethode lässt sich aus der Buchhaltung der Verbrauch innerhalb verschiedener Zeitraume innerhalb eines Geschäftsjahres nicht ermitteln, es sei denn, es wird auf mögliche Daten einer internen Lagerbuchführung zurückgegriffen.

Sofern es keine interne Lagerbuchhaltung gibt, welche die Abgänge in den Produktions- und Verkaufsbereichen (Kontenklasse 6) genau erfasst, stellt die Fortschreibungsmethode eine mögliche buchhalterische Alternative ähnlicher Qualität dar, da hier der Verbrauch durch regelmäßige Verbuchung von Waren- bzw. Materialentnahmescheinen sichtbar wird.

Auf welche Methode ein Betrieb letztendlich zurückgreift, hängt von den betrieblichen Erfordernissen ab.

Beispieldaten: In einem Betrieb beträgt der Jahresanfangsbestand an Rohstoffen 10.000 €. Im Laufe des Jahres werden Rohstoffe mit einem Wert in Höhe von 2000 € auf Ziel angeschafft. Im Rahmen der Fortschreibungsmethode werden darüber hinaus Rohstoffentnahmen (ME) mit einem Wert in Höhe von 4000 € durchgeführt. Zum Geschäftsjahresende beträgt der Schlussbestand in beiden methodischen Darstellungen laut Inventur der Rohstoffe 8000 €.

Hinweis: Aus Vereinfachungsgründen werden im Hauptbuch die Konten Vorsteuer, Verbindlichkeiten, SBK und GuV nicht dargestellt. Die Unterschiede bei den Buchungen sind grau unterlegt.

Inventurmethode

Hauptbuch

Soll2000 RohstoffeHaben
EBK10.000 €SBK (SB lt. Inventur)8.000 €
Verbindlichkeiten aLL (Zukäufe)2.000 €Aufw. f. Rohstoffe4.000 €
12.000 €12.000 €

Soll6000 Aufw. f. RohstoffeHaben
Rohstoffe4.000 €GuV4.000 €
4.000 €4.000 €

Grundbuch

Eröffnungsbuchungen
SollHabenSollHaben
2000 Rohstoffe8000 EBK10.000 €10.000 €
Laufende Buchungen
SollHabenSollHaben
2000 Rohstoffe4400 Verbindlichkeiten aLL2.000 €2.380 €
2600 Vorsteuer 380 €
Vorbereitende Abschlussbuchungen
SollHabenSollHaben
6000 Aufw. f. Rohstoffe2000 Rohstoffe4.000 €4.000 €
Abschlussbuchungen
SollHabenSollHaben
8010 SBK2000 Rohstoffe8.000 €8.000 €
8020 GuV6000 Aufw. f. Rohstoffe 4.000 €4.000 €

Fortschreibungsmethode

Hauptbuch

Soll 2000 Rohstoffe Haben
EBK 10.000 € SBK (SB lt.
Inventur)
8.000 €
Verbindlichkeiten aLL (Zukäufe) 2.000 € Aufw. f. Rohstoffe (Entnahme lt. ME) 4.000 €
12.000 € 12.000 €
Soll 6000 Aufw. f. Rohstoffe Haben
Rohstoffe 4.000 € GuV 4.000 €
4.000 € 4.000 €

Grundbuch

Eröffnungsbuchungen
SollHabenSollHaben
2000 Rohstoffe 8000 EBK 10.000 € 10.000 €
Laufende Buchungen
SollHabenSollHaben
2000 Rohstoffe 4400 Verbindlichkeiten aLL 2.000 € 2.380 €
2600 Vorsteuer   380 €

Hinweis: Entnahme laut Materialentnahmeschein (Rohstoffe im Wert von 4.000 €)
6000 Aufw. f. Rohstoffe 2000 Rohstoffe 4.000 € 4.000 €
Abschlussbuchungen
SollHabenSollHaben
8010 SBK 2000 Rohstoffe 8.000 € 8.000 €
8020 GuV 6000 Aufw. f. Rohstoffe 4.000 € 4.000 €

Aus den Buchungsdarstellungen wird deutlich, dass der Rohstoffverbrauch in beiden Verfahren bei jeweils 4000 € liegt. Bei der Inventurmethode wird der Verbrauch erst am Jahresende über die Inventur ermittelt und als Verbrauch dem Rohstoffaufwand im Rahmen einer vorbereitenden Abschlussbuchung zugeführt. Innerhalb der Fortschreibungsmethode wird der Verbrauch (Sollverbrauch) schon als Materialentnahme im Rahmen der laufenden Buchungen deutlich. Die Inventur bestätigt am Jahresende den Sollverbrauch, der dann, sofern es keine Abweichungen gibt (z. B. Diebstahl/Schwund), den Istverbrauch darstellt.

2. Aufwandsrechnerische Verfahren (Aufwandskontenmethode)

Anders als in den bisherigen Übungen werden bei dem aufwandsrechnerischen Verfahren die Werkstoffeinkäufe (Rohstoffe, Hilfsstoffe, Betriebsstoffe, Fremdbauteile) sowie der Kauf von Handelswaren in der Kontenklasse 6 (Aufwandskonten) erfasst. Die eingekauften Werkstoffe (z. B. Rohstoffe) befinden sich "sofort" in der Fertigung; es entfällt die Umbuchung des Verbrauches aus dem Lager in die Fertigung. Aus diesem Grund wird das aufwandsrechnerische Verfahren in einigen Lehrbüchern auch als "just-in-time" Erfassung der Werkstoffe bezeichnet.

Auf den Bestandskonten wird im Rahmen dieses Verfahrens nur der Anfangsbestand und Schlussbestand laut Inventur erfasst. Eventuelle Abweichungen (z. B. ein Minderbestand auf dem Bestandskonto) würden dann zu einer Umbuchung zu Gunsten des dazugehörigen Aufwandskontos führen.

Auch bei diesem Verfahren wird der exakte Verbrauch erst am Ende des Geschäftsjahres durch Inventur ermittelt, wobei eventuelle Bestandsumbuchungen Berücksichtigung finden (Bestandsmehrungen bzw. –minderungen mit entsprechenden Gegenbuchungen auf den Aufwandskonten).

Wird in einem Unternehmen "just-in-time" produziert oder verkauft, so bietet sich das aufwandsrechnerische Verfahren zur realistischen Abbildung des Wertschöpfungsprozesses an. Eine Nutzung des Verfahrens aufgrund der Wahl einer Produktionsform (Just-in-time) ist dem Unternehmen durch den Gesetzgeber jedoch nicht vorgeschrieben.

Letztendlich hängt die Entscheidung für aufwands- oder bestandsorientiertes Buchen von den betrieblichen Gegebenheiten ab.

Beispielbuchungen für die Aufwandskontenmethode

Hinweis: Es werden dieselben Beispieldaten wie oben verwendet.

Hauptbuch

Soll2000 RohstoffeHaben
EBK10.000 €SBK (SB lt. Inventur)8.000 €
  Aufw. f. Rohstoffe2.000 €
10.000 €10.000 €

Soll6000 Aufw. f. RohstoffeHaben
Verbindlichkeiten aLL (Zukäufe)2.000 €GuV4.000 €
Rohstoffe2.000 €  
4.000 €4.000 €

Grundbuch

Eröffnungsbuchungen
SollHabenSollHaben
2000 Rohstoffe8000 EBK10.000 €10.000 €
Laufende Buchungen
SollHabenSollHaben
6000 Aufw. f. Rohstoffe4400 Verbindlichkeiten aLL2.000 €2.380 €
2600 Vorsteuer 380 €
Vorbereitende Abschlussbuchungen
SollHabenSollHaben
6000 Aufw. f. Rohstoffe2000 Rohstoffe2.000 €2.000 €
Abschlussbuchungen
SollHabenSollHaben
8010 SBK2000 Rohstoffe8.000 €8.000 €
8020 GuV6000 Aufw. f. Rohstoffe 4.000 €4.000 €

Hinweis: Aus Vereinfachungsgründen werden im Hauptbuch die Konten Vorsteuer, Verbindlichkeiten, SBK und GuV nicht dargestellt.

3. Gegenüberstellung der bestands- und aufwandsrechnerischen Verfahren

Bestandsrechnerische Verfahren
(Bestandskontenmethode)
Aufwandsrechnerische Verfahren
(Aufwandskontenmethode)
Methoden gelten nur für Werkstoffe (z. B. Rohstoffe) und Handelswaren (Umlaufvermögen)
Einkäufe werden in der Kontenklasse 2 (Bestandskonten) gebucht.Einkäufe werden in der Kontenklasse 6 (Aufwandskonten) gebucht.
Beispiel für Grundbucheintrag
SollHabenSollHaben
2000 Rohstoffe4400 Verbindlichkeiten aLL2.000 €2.380 €
2600 Vorsteuer 380 €
SollHabenSollHaben
6000 Aufw. f. Rohstoffe4400 Verbindlichkeiten aLL2.000 €2.380 €
2600 Vorsteuer 380 €
Inventurmethode: Verbrauch wird am Ende durch Inventur festgestellt.Fortschreibungsmethode: Verbrauch wird regelmäßig durch Material­ent­nahme­schei­ne (ME) verbucht und am Ende des Geschäftsjahres durch eine Inventur abgeglichen.Verbrauch wird direkt auf der Kontenklasse 6 gebucht und damit erfasst. Eventuelle Lagerbestandsveränderungen, welche Auswirkungen auf den Verbrauch haben, werden am Geschäftsjahresende durch Inventur festgestellt.

Wichtiger Hinweis: Da in den IHK-Prüfungen für den kaufmännischen Bereich das aufwandsrechnerische Verfahren Anwendung findet, wird in den auf dieses Thema folgenden Aufgaben und Kapiteln des Lernnetz24 für Werkstoffeinkäufe sowie den Kauf von Handelswaren ausschließlich das aufwandsrechnerische Verfahren verwendet.

Viel Erfolg beim Üben.