Im Rahmen dieser Multiple-Choice-Aufgaben sollen Fragen zu den Grundlagen der Jahresabschlussanalyse geübt werden. Der Schwerpunkt der Übung liegt auf den Kennziffern der Rentabilitäten und deren Aussagekraft. Im Detail geht es um folgende Kennziffern:
Des Weiteren finden Sie einen Exkurs zum Leverage-Effekt und Überlegungen zur Beurteilung der Kennziffern aus sozial-ökologischer Perspektive.
Weitere Informationen zur Bilanzanalyse und Bilanzkennziffern finden Sie im Rewe-Trainer unter den Themen 20.1, 20.3 und 20.5.
Die Eigenkapitalrentabilität zeigt das relative Verhältnis vom Gewinn am Ende des Geschäftsjahres zum Eigenkapital am Anfang des Geschäftsjahres. Das Ergebnis zeigt die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals in Prozent.
Berechnet wird die Eigenkapitalrentabilität mit folgender Formel:
| Eigenkapitalrentabilität (in %) = | Gewinn · 100 |
| Eigenkapital |
Beispiel: In der Gewinn- und Verlustrechnung 01 der Möbelfabrik Wurm wird ein Gewinn in Höhe von 10.000 € ausgewiesen. Das Eigenkapital in der Bilanz 00 betrug 100.000 €. Am Ende des Jahres 01 ist das Eigenkapital um 10.000 € auf 110.000 € angewachsen. Privateinlagen und Privatentnahmen lagen nicht vor.
Berechnung der Eigenkapitalrentabilität x in % auf der Basis des Eigenkapitals am Anfang des Jahres:
| x = | Gewinn · 100 |
| Eigenkapital |
| x = | 10.000 · 100 |
| 100.000 |
| Eigenkapitalrentabilität x = 10 % |
Aussagekraft: Die Eigenkapitalrentabilität stellt die Verzinsung des Eigenkapitals bzw. dessen relative Ertragskraft dar. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht gilt die Regel: Je höher die Eigenkapitalrentabilität ist, desto höher ist der Ertrag des Eigentümers am Unternehmen.
Grundsätzlich sollte die Eigenkapitalrentabilität höher ausfallen als die Rentabilität von langfristigen Kapitalanlagen (z. B. langfristige Staatsanleihen), damit dem Eigentümer eine Risikoprämie (auch Unternehmerwagnisprämie) erwirtschaftet.
Berechnet wird die Risikoprämie mit folgender Formel:
Beispiel: Die Möbelfabrik Wurm erwirtschaftet eine Eigenkapitalrentabilität von 9 %. Der Durchschnitt der langfristigen Kapitalanlagen auf dem Kapitalmarkt beträgt 5 %. Wie hoch beträgt die Risikoprämie?
Risikoprämie = Eigenkapitalrentabilität - Zinssatz der langfristigen Kapitalanlage = 9 % - 5 % = 4 %
Indem der Inhaber Alfred Wurm mit seiner Möbelfabrik Wurm eine Risikoprämie von 4 % erwirtschaftet, verdient er also 4 % mehr als mit einer durchschnittlichen Verzinsung seines Eigenkapitals auf dem Kapitalmarkt für langfristige Anlagen.
Eine negative Risikoprämie, d. h. die Eigenkapitalrentabilität liegt unterhalb der Verzinsung von langfristigen Kapitalanlagen, wäre für den Eigentümer insbesondere aus zwei Gründen nicht sinnvoll:
Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt das relative Verhältnis vom Gewinn und Fremdkapitalzinsen am Ende des Geschäftsjahres zum Gesamtkapital am Anfang des Geschäftsjahres. Das Gesamtkapital umfasst das Eigen- und das Fremdkapital.
Berechnet wird die Gesamtkapitalrentabilität mit folgender Formel:
| Gesamtkapitalrentabilität (in %) = | (Gewinn + Fremdkapitalzinsen) · 100 |
| Gesamtkapital |
Beispiel: In der Gewinn- und Verlustrechnung 01 der Möbelfabrik Wurm werden ein Gewinn in Höhe von 20.000 € und Fremdkapitalzinsen in Höhe von 4.000 € ausgewiesen. Das Gesamtkapital (Eigen- und Fremdkapital) in der Bilanz 00 betrug 200.000 €. Am Ende des Jahres 01 ist das Eigenkapital um 20.000 € auf 220.000 € angewachsen. Privateinlagen und Privatentnahmen lagen nicht vor. Gesucht ist die Gesamtkapitalrentabilität x in Prozent:
| x = | (Gewinn+ Fremdkapitalzinsen) · 100 |
| Gesamtkapital |
| x = | (20.000 + 4.000) · 100 |
| 200.000 |
| Gesamtkapitalrentabilität = 12 % |
Aussagekraft: Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt die Profitabilität des eingesetzten Gesamtkapitals einer Unternehmung. Indem die Fremdkapitalzinsen dem Gewinn zugeschlagen werden, wird das Fremdkapital wie das Eigenkapital als kostenneutral betrachtet, Unterschiede in der Finanzierung bei einem Vergleich von Gesamtkapitalrentabilitäten (z. B. Unternehmensvergleiche) werden also nicht berücksichtigt.
Die Umsatzrentabilität zeigt den relativen Anteil des Gewinns an den Umsatzerlösen.
Liegt ein Verlust vor, so ist die Kennzahl negativ.
Berechnet wird die Umsatzrentabilität mit folgender Formel:
| Umsatzrentabilität (in %) = | Gewinn · 100 |
| Umsatzerlöse |
Beispiel: Beträgt in der Möbelfabrik Wurm die Umsatzrentabilität 10 %, so erwirtschaftet jeder Euro 10 Cent Gewinn.
Aussagekraft: Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist eine steigende Umsatzrentabilität von Vorteil. Bei gleichbleibenden Verkaufspreisen zeigt eine Steigerung eine verbesserte Produktivität an. Produktivität ist das Verhältnis zwischen dem Out- und dem Input.
Je besser die verkauften Produkte und je geringer die Konkurrenz ist, desto besser ist in der Regel die Umsatzrentabilität des Unternehmens. Sehr geringe Umsatzrentabilitäten weisen meist auf einen wettbewerbsintensiven Markt (ein Markt mit viel Konkurrenz) hin.
Die durchschnittliche Umsatzrentabilität lag im Jahre 2008 bei 16,2 % aller deutschen börsennotierten Unternehmen bei über 15 % (vgl.: http://rentabilitaet.net/begriffsdefinitionen/umsatzrendite/).
Wichtig ist darauf hinzuweisen, dass eine geringe Umsatzrentabilität nicht auch eine geringe Kapitalrentabilität (Eigen- oder Fremdkapitalrentabilität) bedeuten muss. So werden zum Beispiel im Lebensmitteleinzelhandel trotz geringer Umsatzrentabilitäten durch hohe Verkaufszahlen hohe Kapitalrentabilitäten erreicht.
Häufig wird die Gesamtkapitalrentabilität ermittelt, um zu sehen, ob die Aufnahme von Fremdkapital zur Erhöhung der Eigenkapitalrentabilität möglich ist. Dabei gilt: Liegt die Gesamtkapitalrentabilität oberhalb des Zinssatzes für langfristige Kredite, so kann durch eine Aufnahme von Fremdkapital die Eigenkapitalrentabilität gesteigert werden. In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird dieser Zusammenhang als Leverage-Effekt (auch Hebeleffekt) bezeichnet.
Beispielrechnung zur Darstellung des Leverage-Effektes
(in Anlehnung an Schmolke/Deitermann, Industrielles Rechnungswesen, IKR, 35. Auflage, Braunschweig, 2007, S. 340)
Im Rahmen zweier Beispielrechnungen werden einzelne Daten aus einem aufbereiteten Jahresabschluss herangezogen und daraus Eigenkapitalrentabilitäten berechnet.
In beiden Beispielen liegt die Gesamtkapitalrentabilität bei 10 %. Für die Berechnung wird ein auf dem Kapitalmarkt durchschnittlich zu zahlender Fremdkapitalzins für langfristige Kredite in Höhe von 8 % angenommen.
Der einzige Unterschied zwischen den Beispielen liegt in der zusätzlichen Kreditaufnahme in Höhe von 20.000 € im zweiten Beispiel.
| Beispielanalyse 1 (ohne zusätzliche Kreditaufnahme) | Beispielanalyse 2 (zusätzliche Kreditaufnahme in Höhe von 20.000 €) | ||||||||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Für die Möbelfabrik Wurm liegen folgende Daten vor: Passiva der Bilanz:
Berechnung der Eigenkapitalrentabilität (EKR):
| Für die Möbelfabrik Wurm liegen folgende Daten vor: Passiva der Bilanz:
Berechnung der Eigenkapitalrentabilität (EKR):
|
Durch die angenommene Kreditaufnahme in Höhe von 20.000 € ist die Eigenkapitalrentabilität im Beispiel um 0,16 % gestiegen.
Aus den Ausführungen wird ersichtlich, warum die Kreditaufnahme für Unternehmen interessant sein kann: Unternehmen können auf diese Weise die Eigenkapitalrentabilität hebeln. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass durch die Kreditaufnahme Verpflichtungen zur Zahlung von Zinsen entstehen. Im Falle wirtschaftlicher Krisen und/oder sinkender Gesamtkapitalrentabilität kann das zusätzliche Risiken bedeuten. Unterschreitet die Gesamtkapitalrentabilität den durchschnittlichen Fremdkapitalzins, führt ein zunehmender Einsatz von Fremdkapital zu einer Verschlechterung der Eigenkapitalrentabilität (Leverage-Risiko).
Neben angemessenen Rentabilitäten sollten auch die ökologischen und sozialen Ziele nicht aus den Augen verloren werden. Zwei Beispiele sollen die Wichtigkeit einer ökologischen und sozialen Balance insbesondere für die Erreichung der ökonomischen Ziele verdeutlichen.
Ökologische Ziele
Beispiel: Kurzfristige Steigerung der Eigenkapitalrentabilität mit ökologisch negativen Folgen
Nehmen wir an: Die Möbelfabrik Wurm besitzt einen kleinen Wald, der bei entsprechender Bewirtschaftung eine bestimmte Menge des Rohstoffs Holz für die Produktion der Möbel zur Verfügung stellt.
Um kurzfristig mehr Möbel zu produzieren, könnte die Möbelfabrik Wurm den gesamten Wald abholzen lassen.
Würden die Möbel verkauft und das eingesetzte Eigenkapital im Vergleich zum Vorjahr bliebe gleich, stiege die Eigenkapitalrentabilität im Betrachtungszeitraum deutlich.
In den Folgejahren würde es jedoch keine Holzerträge geben, von zusätzlichen Problemen wie Bodenerosion usw. ganz abgesehen. Die Möbelfabrik müsste mangels eigener Erträge Holz von Fremdfirmen einkaufen, was u. U. höheren Rohstoffaufwand bedeuten könnte. Bei sonstigen gleichbleibenden Aufwendungen und Erträgen würde damit die Eigenkapitalrentabilität sinken.
Soziale Ziele
Beispiel: Kurzfristige Steigerung der Gesamtrentabilität mit sozial negativen Folgen
Nehmen wir an: Um die Gesamtkapitalrentabilität zu steigern, werden in der Möbelfabrik Wurm bei allen neu eingestellten Mitarbeitern die Löhne im Einklang mit der gesetzlichen Grundlage zum Mindestlohn und gültigen Tarifverträgen um ca. 40 % gesenkt.
Mit dieser Maßnahme erhoffte sich die Möbelfabrik Wurm einen höheren Unternehmensgewinn.
Doch genau das Gegenteil trat ein. Die Mitarbeitermotivation sank mit der Folge niedrigerer Produktivität im Unternehmen. Darüber hinaus stieg die Mitarbeiterfluktuation. Neue Mitarbeiter mussten regelmäßig angelernt werden, was zu Reibungen im Betriebsablauf und auch sinkender Produktivität führte. Insgesamt sanken die Erträge und der Gewinn stark, was bei gleichbleibenden sonstigen Aufwendungen zu einer Reduktion der Gesamtkapitalrentabilität führte.
Viel Erfolg beim Üben.
Hinweis 1
Im Text zum Thema wird regelmäßig von einem Gewinn gesprochen. In der Praxis ist es üblich, zur Berechnung der Rentabilitäten den Gewinn nach Steuern (bereinigter Gewinn) heranzuziehen. Da in den meisten IHK-Prüfungen die Unterscheidung nach unbereinigtem und bereinigtem Gewinn nicht vorgenommen wird, orientieren sich die Aufgaben im Lernnetz24 an dieser Verfahrensweise.
Hinweis 2
In vielen Lehrbüchern wird anstelle des Eigenkapitals am Anfang des Jahres das durchschnittliche Eigenkapital herangezogen. Errechnet wird das durchschnittliche Eigenkapital, indem man das Eigenkapital am Anfang des Jahres mit dem Eigenkapital am Ende des Jahres addiert und anschließend durch zwei teilt. Die durchschnittliche Rechnung zeigt im Gegensatz zur oben vorgestellten Rechnung die Verzinsung genauer, da hier über das Jahr verteilte Schwankungen des Eigenkapitals berücksichtigt werden.
Berechnung der EK-Rentabilität auf Basis des durchschnittlichen Eigenkapitals (Zahlen aus dem obigen Beispiel):
Anhand des Beispiels wird deutlich, dass bei dieser Form der Berechnung die Steigerung des Eigenkapitals bei der Berechnung der Verzinsung berücksichtigt wird.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass über das Jahr vorliegende Steigerungen des Eigenkapitals die Verzinsung gegenüber der einfachen Rechnung senken. Absenkungen des Eigenkapitals führen dagegen zur Erhöhung der Verzinsung.
In den meisten IHK-Prüfungen wird zur Berechnung der Eigenkapitalrentabilität in der Regel das Eigenkapital am Anfang des Jahres herangezogen. Die Aufgaben im Lernnetz24 orientieren sich an dieser Vorgehensweise.
Für das Gesamtkapital liegt eine ähnliche Problematik vor. Auch hier folgen wir den IHK-Prüfungen und ziehen zur Berechnung der Gesamtkapitalrentabilität das Gesamtkapital am Anfang des Jahres heran.