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Rewe-Trainer: Hinweise zu den Aufgaben zum Nachlesen

19.3 Bewertung der Vorräte nach der Fifo-Methode (first-in-first-out): Berechnungen

Die Aufgaben

Mit Hilfe dieser Aufgaben kann die Bewertung von Vorräten nach der Fifo-Methode unter Einbeziehung des strengen Niederstwertprinzips geübt werden. Die Aufgaben sehen zum Beispiel so aus:

Zum Jahresabschluss möchte die Möbelfabrik Wurm e. Kfm. für den Rohstoff Holz (Kiefer) eine Verbrauchsfolgebewertung nach der Fifo-Methode vornehmen. Die durch körperliche Inventur festgestellte Menge beträgt 1150 m³.

Mengen- und wertmäßige Zugänge an Holz (Kiefer)
Produkt: Holz, KieferDatumMenge m³Anschaffungskosten je m³
Anfangsbestand01.01.300600,00 €
Zugang29.02.500450,00 €
Zugang15.09.400550,00 €
Zugang21.10.200800,00 €
Zu berechnende Werte
Anschaffungskosten nach Verbrauchsfolgebewertung (Fifo-Methode) in  €:
Bilanzansatz für Tageswert 605,00 € pro m³ Holz in  €:
Bilanzansatz für Tageswert 495,00 € pro m³ Holz in  €:

Grundsätzliches zur Bewertung der Vorräte

Für gleichartige Vorräte sind Laut Handelsgesetzbuch Sammel- bzw. Gruppenbewertungen erlaubt, auf die ein Unternehmen im Rahmen eines Wahlrechts zurückgreifen kann:

Hinweis: Ausführliche Informationen zu Vorräten, Anschaffungskosten, dem Tageswert, dem Niederstwertprinzip und zur Bewertungsproblematik des Umlaufvermögens finden Sie unter Thema 19.1.

Verbrauchsfolgebewertungen

Im Gegensatz zu den Durchschnittsbewertungen wird bei einer Verbrauchsfolgebewertung die Rangfolge des Verbrauchs berücksichtigt. Dabei wird je nach Methode (Fifo oder Lifo) der Inventurbestand nach den Anschaffungskosten der zuletzt oder der zuerst beschafften Gütern bewertet. Bei über das Jahr hinweg unterschiedlichen Anschaffungskosten ergibt die Wahl unterschiedlicher Verbrauchsfolgebewertungen unterschiedliche Bilanzansätze.

Fifo-Methode

Bei der Fifo-Methode werden die zu Beginn der Periode beschafften Güter auch zuerst verbraucht bzw. verkauft (first-in-first-out). Um den Wert des Endbestands für den Bilanzansatz zu ermitteln, müssen zur Bewertung damit die Anschaffungskosten der zuletzt beschafften Güter herangezogen werden.

In der Praxis ist die Methode bei schnell verderblichen Lebensmitteln üblich.

Beispiel: Verbrauchsfolgebewertung von Holz (Kiefer) nach der Fifo-Methode

Zum Jahresabschluss möchte die Möbelfabrik Wurm e. Kfm. für den Rohstoff Holz (Kiefer) eine Verbrauchsfolgebewertung nach der Fifo-Methode vornehmen. Bei der körperlichen Inventur wird ein Holzbestand von 200 m³ festgestellt. Welcher Wert ist in der Bilanz anzusetzen?

Mengen- und wertmäßige Zugänge an Holz (Kiefer)
Produkt: Holz, KieferDatumMenge m³Anschaffungskosten je m³
Anfangsbestand01.01.100520 €
Zugang23.01.300650 €
Zugang15.03.100540 €
Zugang30.08.50500 €
Zugang12.11.50600 €

Lösungsweg: Die Mengen der Zugänge werden in zeitlich umgekehrter Reihenfolge (in der Tabelle also von unten nach oben) summiert, bis insgesamt die Inventurmenge von 200 erreicht ist. Für jeden Schritt ist der entsprechende Gesamtwert zu berechnen.

Die Rechenschritte im Detail
Nr.Menge stammt aus:Menge m³AK je m³Gesamtwert∑ MengeDifferenz zur Inventurmenge
1Zugang vom 12.11.50600 €30.000 €50200 - 50 = 150
2Zugang vom 30.08.50500 €25.000 €50 + 50 = 100200 - 100 = 100
3Zugang vom 15.03.100540 €54.000 €100 + 100 = 200200 - 100 = 0
4∑ 200Ø 545 €∑ 109.000 €

Hinweis: In der Tabelle wird in der letzten Spalte die Differenz der sich schrittweise summierenden Zugangsmengen zur Inventurmenge dargestellt. Diese Differenz wird bei jedem Zwischenschritt "mitgedacht", denn die Zwischensumme der Zugangsmengen muss bei jedem Schritt mit der Inventurmenge verglichen werden. Ist die Zwischensumme kleiner als die Inventurmenge, dann ist ein weiterer Schritt notwendig. Dabei kann es vorkommen, dass nicht die gesamte Menge des Zuganges benötigt wird: Wäre in der Aufgabe eine Inventurmenge von 250 m³ vorgegeben, müssten noch 50 m³ aus dem Zugang vom 23.01. mit den entsprechenden Anschaffungskosten berücksichtigt werden.

Bei Erreichen der Inventurmenge ist die Summe der Gesamtwerte (im Beispiel: 109.000 €) zu bilden, um die Anschaffungs­kosten der 200 Einheiten je m³ zu ermitteln (im Beispiel: 545 €). Dazu muss der Gesamtwert des Holzes durch die Inventurmenge geteilt werden (im Beispiel: 109.000 € : 200 m³ = 545 €/m³).

Gemäß der Verbrauchsfolgebewertung nach der Fifo-Methode betragen die Anschaffungskosten je m³ 545 € und der Gesamtwert des Schlussbestands 109.000 €.

Nach dem Handelsgesetzbuch darf der durch die permanente gleitende Durchschnittsermittlung errechnete Wert nicht ohne Prüfung und eventuelle Berücksichtigung des strengen Niederstwertprinzips als Ansatz in die Bilanz übernommen werden. Die ermittelten Anschaffungskosten müssen also noch mit den Tageswerten der Börse/des Marktes verglichen werden, um zu entscheiden, ob das strenge Niederstwertprinzip anzuwenden ist oder nicht.

Für den Bilanzansatz sind in den Aufgaben immer zwei Tageswerte vorgegeben.

Fall 1: Tageswert größer als die Anschaffungskosten

Der Tageswert für 1 m³ Holz (Kiefer) liegt bei 700 €.

Lösung: Weil die Anschaffungskosten unterhalb des Tageswerts liegen, wird das Holz in der Bilanz zu den errechneten durchschnittlichen Anschaffungskosten bewertet. Das strenge Niederstwertprinzip kommt nicht zur Anwendung.

Der ermittelte Gesamtwert des Schlussbestands (109.000 €) wird als Bilanzansatz übernommen.

Fall 2: Tageswert kleiner als die Anschaffungskosten

Der Tageswert für 1 m³ Holz (Kiefer) liegt bei 500 €.

Lösung: Da der Tageswert geringer als die errechneten durchschnittlichen Anschaffungskosten ist, muss das Holz zum Tageswert bewertet werden. Das strenge Niederstwertprinzip kommt zur Anwendung.

Rechnung:

In diesem Fall müssten zum Bilanzstichtag 9.000 € außerplanmäßig abgeschrieben werden, da der Bilanzansatz geringer ist als die tatsächlichen Anschaffungskosten.

Viel Erfolg beim Üben.