In den Übungen zu den Wechselpräpositionen sind die auf die Präposition folgenden Wörter (Artikel, Adjektiv, Pronomen) in der entsprechenden Form zu ergänzen. Die einzusetzenden Wörter sind im Nominativ bzw. in ihrer Grundform vorgegeben.
Schwerpunkt der Übungen ist also nicht das Verwenden bestimmter Präpositionen, sondern das Erkennen des richtigen Kasus und die entsprechenden Veränderungen innerhalb der präpositionalen Wortgruppe.
Je Übung sind 10 Sätze zu bearbeiten.
Die Übungen dürften den meisten Muttersprachlern recht einfach erscheinen, die Zielgruppe sind eher Nichtmuttersprachler, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
Unter dem Thema 1.6.1 Präpositionen: Rektion wurden bereits Präpositionen besprochen, bei denen der Kasus schwankt (zum Beispiel ist laut einem Bericht bzw. laut eines Berichts möglich). Dabei hat der Kasus keinen Einfluss auf die Bedeutung der präpositionalen Wortgruppe.
Anders ist das bei den sogenannten Wechselpräpositionen. Als Wechselpräpositionen werden an, auf, in, hinter, neben, über, unter, vor, zwischen bezeichnet, wenn sie in lokaler Funktion gebraucht werden und mit dem Dativ oder dem Akkusativ auftreten.
Lokale Funktion bedeutet, dass der Kasus in der präpositionalen Wortgruppe zeigt, ob eine Orts- bzw. Lageveränderung vorliegt oder nicht. Dabei bezeichnet der Dativ den Ort/die Lage (keine Änderung) und der Akkusativ die Ortsveränderung/Richtung. Anders ausgedrückt: Die präpositionale Wortgruppe im Dativ beantwortet die Frage wo? und im Akkusativ die Frage wohin?
Präposition | Dativ (Lage: wo?) | Akkusativ (Richtung: wohin?) |
---|---|---|
an | Das Bild hängt an der Wand. | Ich hänge das Bild an die Wand. |
auf | Ich sitze auf dem Stuhl. | Ich setze mich auf den Stuhl. |
in | Die Kinder lernen in der Schule. | Die Kinder gehen in die Schule. |
hinter | Das Bild steht hinter dem Schrank. | Ich stelle das Bild hinter den Schrank. |
neben | Der Kugelschreiber liegt neben dem Heft. | Ich lege den Kugelschreiber neben das Heft. |
über | Das Bild hängt über dem Kamin. | Ich hänge das Bild über den Kamin. |
unter | Der Mülleimer steht unter der Spüle. | Ich stelle den Mülleimer unter die Spüle. |
vor | Das Fahrrad steht vor der Garage. | Ich stelle das Fahrrad vor die Garage. |
zwischen | Das Bild hängt zwischen dem Schrank und dem Spiegel. | Ich hänge das Bild zwischen den Schrank und den Spiegel. |
Für die Entscheidung, ob die Präpositionen den Dativ oder den Akkusativ verlangen, sind die Fragen wo? und wohin? entscheidend. Manchmal helfen dabei die Satz verwendeten Verben (sitzen, stehen, liegen => wo?, aber: setzen, stellen, legen => wohin?). In vielen Fällen muss man anhand der Situation entscheiden (Ich gehe in die Schule (wohin?)., aber: Ich gehe in der Schule (wo?) nie auf die Toilette (wohin?), weil es da so schmutzig ist.). In manchen Fällen sind beide Sichtweisen möglich (Der Lehrer trägt den Namen im/ins Klassenbuch (wo?/wohin?) ein.).
Wichtig! Wechselpräpositionen sind die genannten Präpositionen nur, wenn sie lokale Verhältnisse (wo? und wohin?) bezeichnen. Wenn sie andere Verhältnisse bezeichnen, wechselt der Kasus nicht.
Wechselpräposition:
Keine Wechselpräposition:
Andere Präpositionen können auch lokale Verhältnisse bezeichnen. Im Gegensatz zu den Wechselpräpositionen regieren sie einen festen Kasus, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Dativ:
Akkusativ:
Hinweis für Interessierte
Werden Wechselpräpositionen temporal verwendet, regieren an, in, unter, vor, zwischen den Dativ: an einem schönen Morgen im August, unter der Woche (nicht am Wochenende), vor dem Unterricht, zwischen dem Vortrag und der Diskussion gibt es eine Pause.
Bei auf, über steht der Akkusativ: auf einen Sprung vorbeikommen (ein kurzer Besuch), Silvester fällt dieses Jahr auf einen Montag, übers Wochenende bleiben, den ganzen Tag über schlafen.
Die Präpositionen neben und hinter werden nicht temporal verwendet.
In bestimmten Situationen können sich die Präpositionen in, vor und zwischen bei temporaler Verwendung ähnlich verhalten wie bei lokaler Verwendung. Das ist der Fall, wenn man die Zeit wie einen Raum betrachtet, in dem man sich oder Ereignisse "bewegt". Dazu ein paar Beispiele:
Die in den Beispielen verwendeten Verben (gehen, legen => wohin?) sind Verben der Bewegung, der Ortsveränderung und die Kasusforderung der Präpositionen folgt hier auch bei temporaler Verwendung der lokalen Logik von wo und wohin.
Übrigens funktioniert das nicht mit der Präposition hinter: Der temporale Gegensatz ist vor und nach (nach verlangt immer den Dativ), währen der lokale Gegensatz durch vor und hinter ausgedrückt wird. Man verschiebt die Termine dann eben nach hinten.
Im Dativ und/oder Akkusativ können manche Präpositionen mit dem bestimmten Artikel (im Singular) zu einer Wortform verschmelzen (s. Thema 1.6.1 Präpositionen: Rektion). Bei den Wechselpräpositionen betrifft das insbesondere an, auf, in, aber auch hinter, neben, über, unter. Bei den Präpositionen mit festem Kasus betrifft das insbesondere bei, von, um, zu.
Präposition | Beispiele |
---|---|
an | Peter steht am (an + dem) Fenster. Kommst du bitte ans (an + das) Fenster? |
auf | Ach was, der Typ hat doch nichts aufm (auf + dem) Kasten. Petra geht aufs (auf + das) Gymnasium. |
in | Wir sehen den Film im (in + dem) Kino. Wir gehen heute ins (in + das) Kino. |
hinter | Ich glaube, Peter lebt hinterm (hinter + dem) Mond, der hat ja von gar nichts eine Ahnung. Lass dich nicht immer hinters (hinter + das) Licht führen. |
über | Ich fahre übers (über + das) Wochenende nach Berlin. Lass dich nicht übern (über + den) Tisch ziehen. Peter hat immer noch kein Dach überm (über + dem) Kopf. |
unter | Hier sieht es ja aus wie bei Hempels unterm (unter + dem) Bett. Du kannst den Karton unters (unter + das) Bett stellen. Die Sache lässt sich nicht mehr untern (unter + den) Teppich kehren. |
vor | Wartest du bitte vorm (vor + dem) Haus, ich komme gleich runter. Der Politiker schließt auch einen Gang vors (vor + das) Gericht nicht aus. |
Achtung! Bei den Verschmelzungen ist die Grenze zwischen Standardsprache, Umgangssprache und Dialekt fließend - die Sprache lebt und wandelt sich.
In den Übungen ist vorgegeben, welche Präposition mit dem bestimmten Artikel verschmelzen soll.