Grammatikator: Regeln und Texte der Übungen

Hinweise zum Thema: 1.6.2 Wechselpräpositionen

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Hinweise zu den Übungen

In den Übungen zu den Wechselpräpositionen sind die auf die Präposition folgenden Wörter (Artikel, Adjektiv, Pronomen) in der entsprechenden Form zu ergänzen. Die einzusetzenden Wörter sind im Nominativ bzw. in ihrer Grundform vorgegeben.

Schwerpunkt der Übungen ist also nicht das Verwenden bestimmter Präpositionen, sondern das Erkennen des richtigen Kasus und die entsprechenden Veränderungen innerhalb der präpositionalen Wortgruppe.

Je Übung sind 10 Sätze zu bearbeiten.

Die Übungen dürften den meisten Muttersprachlern recht einfach erscheinen, die Zielgruppe sind eher Nichtmuttersprachler, die Deutsch als Fremdsprache lernen.

Wechselpräpositionen

Unter dem Thema 1.6.1 Präpositionen: Rektion wurden bereits Präpositionen besprochen, bei denen der Kasus schwankt (zum Beispiel ist laut einem Bericht bzw. laut eines Berichts möglich). Dabei hat der Kasus keinen Einfluss auf die Bedeutung der präpositionalen Wortgruppe.

Anders ist das bei den sogenannten Wechselpräpositionen. Als Wechselpräpositionen werden an, auf, in, hinter, neben, über, unter, vor, zwischen bezeichnet, wenn sie in lokaler Funktion gebraucht werden und mit dem Dativ oder dem Akkusativ auftreten.

Lokale Funktion bedeutet, dass der Kasus in der präpositionalen Wortgruppe zeigt, ob eine Orts- bzw. Lageveränderung vorliegt oder nicht. Dabei bezeichnet der Dativ den Ort/die Lage (keine Änderung) und der Akkusativ die Ortsver­änderung/‍Richtung. Anders ausgedrückt: Die präpositionale Wortgruppe im Dativ beantwortet die Frage wo? und im Akkusativ die Frage wohin?

Wechselpräpositionen mit lokalen Verhältnissen
PräpositionDativ (Lage: wo?)Akkusativ (Richtung: wohin?)
anDas Bild hängt an der Wand.Ich hänge das Bild an die Wand.
aufIch sitze auf dem Stuhl.Ich setze mich auf den Stuhl.
inDie Kinder lernen in der Schule.Die Kinder gehen in die Schule.
hinterDas Bild steht hinter dem Schrank.Ich stelle das Bild hinter den Schrank.
nebenDer Kugelschreiber liegt neben dem Heft.Ich lege den Kugelschreiber neben das Heft.
überDas Bild hängt über dem Kamin.Ich hänge das Bild über den Kamin.
unterDer Mülleimer steht unter der Spüle.Ich stelle den Mülleimer unter die Spüle.
vorDas Fahrrad steht vor der Garage.Ich stelle das Fahrrad vor die Garage.
zwischenDas Bild hängt zwischen dem Schrank und dem Spiegel.Ich hänge das Bild zwischen den Schrank und den Spiegel.

Für die Entscheidung, ob die Präpositionen den Dativ oder den Akkusativ verlangen, sind die Fragen wo? und wohin? entscheidend. Manchmal helfen dabei die Satz verwendeten Verben (sitzen, stehen, liegen => wo?, aber: setzen, stellen, legen => wohin?). In vielen Fällen muss man anhand der Situation entscheiden (Ich gehe in die Schule (wohin?)., aber: Ich gehe in der Schule (wo?) nie auf die Toilette (wohin?), weil es da so schmutzig ist.). In manchen Fällen sind beide Sichtweisen möglich (Der Lehrer trägt den Namen im/ins Klassenbuch (wo?/wohin?) ein.).

Wichtig! Wechselpräpositionen sind die genannten Präpositionen nur, wenn sie lokale Verhältnisse (wo? und wohin?) bezeichnen. Wenn sie andere Verhältnisse bezeichnen, wechselt der Kasus nicht.

Wechselpräposition:

  1. Ort: in der Schule (Dativ: wo?) / in die Schule (Akkusativ: wohin?)

Keine Wechselpräposition:

  1. Zeit: in einer Woche (Dativ: wann?)
  2. Bedingung: in diesem Fall (Dativ: unter welcher Bedingung?)
  3. Art und Weise: in roter Farbe (Dativ: wie?)
  4. neutral: in jemanden verliebt sein (Akkusativ: in wen?)

Andere Präpositionen können auch lokale Verhältnisse bezeichnen. Im Gegensatz zu den Wechselpräpositionen regieren sie einen festen Kasus, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Dativ:

  1. Die Straße ist ab der nächsten Kreuzung gesperrt.
  2. George kommt aus den USA.
  3. Treffen wir uns bei dir oder bei Hans?
  4. Der Friedhof befindet sich gegenüber der Kirche.
  5. Wir müssen jetzt nach Hause.
  6. Mama kommt erst spät von der Arbeit.
  7. Gehen wir zu deiner Schwester oder zu deinem Bruder?

Akkusativ:

  1. Wir gehen durch den Wald.
  2. Den Weg entlang standen alte Eichen.
  3. Ich bin gegen einen Laternenmast gelaufen.
  4. Maria lässt eine Hecke um das neue Haus pflanzen.

Hinweis für Interessierte

Werden Wechselpräpositionen temporal verwendet, regieren an, in, unter, vor, zwischen den Dativ: an einem schönen Morgen im August, unter der Woche (nicht am Wochenende), vor dem Unterricht, zwischen dem Vortrag und der Diskussion gibt es eine Pause.

Bei auf, über steht der Akkusativ: auf einen Sprung vorbeikommen (ein kurzer Besuch), Silvester fällt dieses Jahr auf einen Montag, übers Wochenende bleiben, den ganzen Tag über schlafen.

Die Präpositionen neben und hinter werden nicht temporal verwendet.

In bestimmten Situationen können sich die Präpositionen in, vor und zwischen bei temporaler Verwendung ähnlich verhalten wie bei lokaler Verwendung. Das ist der Fall, wenn man die Zeit wie einen Raum betrachtet, in dem man sich oder Ereignisse "bewegt". Dazu ein paar Beispiele:

  1. Ich gehe mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. (aktuell befinde ich mich in diesem Jahr)
  2. Können wir den Fototermin vor die Pressekonferenz legen? (aktuell liegt der Termin nach der Pressekonferenz)
  3. Können wir den Fototermin zwischen die Pressekonferenz und den Festempfang legen? (aktuell ist die Planung anders)

Die in den Beispielen verwendeten Verben (gehen, legen => wohin?) sind Verben der Bewegung, der Ortsveränderung und die Kasusforderung der Präpositionen folgt hier auch bei temporaler Verwendung der lokalen Logik von wo und wohin.

Übrigens funktioniert das nicht mit der Präposition hinter: Der temporale Gegensatz ist vor und nach (nach verlangt immer den Dativ), währen der lokale Gegensatz durch vor und hinter ausgedrückt wird. Man verschiebt die Termine dann eben nach hinten.

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Verschmelzung von Präposition und bestimmtem Artikel

Im Dativ und/oder Akkusativ können manche Präpositionen mit dem bestimmten Artikel (im Singular) zu einer Wortform verschmelzen (s. Thema 1.6.1 Präpositionen: Rektion). Bei den Wechselpräpositionen betrifft das insbesondere an, auf, in, aber auch hinter, neben, über, unter. Bei den Präpositionen mit festem Kasus betrifft das insbesondere bei, von, um, zu.

Beispiele für Verschmelzungen
PräpositionBeispiele
an

Peter steht am (an + dem) Fenster.

Kommst du bitte ans (an + das) Fenster?

auf

Ach was, der Typ hat doch nichts aufm (auf + dem) Kasten.

Petra geht aufs (auf + das) Gymnasium.

in

Wir sehen den Film im (in + dem) Kino.

Wir gehen heute ins (in + das) Kino.

hinter

Ich glaube, Peter lebt hinterm (hinter + dem) Mond, der hat ja von gar nichts eine Ahnung.

Lass dich nicht immer hinters (hinter + das) Licht führen.

über

Ich fahre übers (über + das) Wochenende nach Berlin.

Lass dich nicht übern (über + den) Tisch ziehen.

Peter hat immer noch kein Dach überm (über + dem) Kopf.

unter

Hier sieht es ja aus wie bei Hempels unterm (unter + dem) Bett.

Du kannst den Karton unters (unter + das) Bett stellen.

Die Sache lässt sich nicht mehr untern (unter + den) Teppich kehren.

vor

Wartest du bitte vorm (vor + dem) Haus, ich komme gleich runter.

Der Politiker schließt auch einen Gang vors (vor + das) Gericht nicht aus.

Achtung! Bei den Verschmelzungen ist die Grenze zwischen Standardsprache, Umgangssprache und Dialekt fließend - die Sprache lebt und wandelt sich.

In den Übungen ist vorgegeben, welche Präposition mit dem bestimmten Artikel verschmelzen soll.

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