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VWL-Trainer: Hinweise zu den Aufgaben zum Nachlesen

3.10 Preisfunktionen im vollkommenen Polypol - Multiple Choice

Die Aufgaben

Mit Hilfe eines Multiple-Choice-Tests können Fragen rund um das Thema Preisfunktionen im vollkommenen Polypol geübt werden.

Bitte beachten Sie: Die einzelnen Aufgaben werden zur Laufzeit generiert. Dabei gibt es zu jeder Frage mehrere sprachlich und inhaltlich unterschiedliche Varianten. Das heißt, dass sich die Tests beim wiederholten Üben unterscheiden. Es ändert sich die Reihenfolge der Fragen, die Reihenfolge der Distraktoren in der jeweiligen Frage und es gibt unterschiedliche Formulierungen der Fragen und der Distraktoren. Es hat also keinen Sinn, sich zu merken, dass bei Frage 1 die Antwort 2 richtig ist usw., sondern man muss jedes Mal die Fragestellung neu erfassen und beantworten.

Zu den einzelnen Antworten erhalten Sie bei der Kontrolle weiterführende Erläuterungen.

Preisfunktionen im vollkommenen Polypol

Ist ein Markt frei, d. h. vollkommen und polypol, dann gelten die weiter unten beschriebenen Preisfunktionen uneingeschränkt. Sind alle Märkte in einer Gesellschaft frei, so spricht man von einer freien Marktwirtschaft.

Gelten die Bedingungen freier Märkte nicht, dann gelten Einschränkungen in der Wirkung der Preisfunktionen, die an dieser Stelle jedoch nicht erläutert werden.

Didaktischer Hinweis: Wird über die Vorteile einer freien Marktwirtschaft gegenüber einer Planwirtschaft gesprochen (siehe Kapitel Wirtschaftssysteme im Lernnetz24), so werden von Liberalen in der Regel die Preisfunktionen herangezogen Die Preisfunktionen beschreiben die Aufgaben, welche die Preise unsichtbar und effizient am Markt für den Menschen erledigen, ohne dass diese aktiv in die Preisgestaltung eingreifen müssen. Ausgeblendet wird dabei jedoch, dass Märkte in der Regel nicht vollkommen und polypol sind, und die Preisfunktionen also nicht in der gewünschten Form greifen. Trotzdem bleiben Preisfunktionen in der Diskussion präsent; sie beschreiben die Effizienz eines freien Marktes und dienen damit als Argumentation für eine freie Marktwirtschaft ohne Beschränkungen in der Preisbildung.

1. Signalfunktion (auch: Informationsfunktion)

Die Signalfunktion des Preises steht dafür, dass der Preis die Knappheit eines Gutes anzeigt bzw. über die Knappheit informiert. Je knapper ein Gut ist, desto höher liegt der Preis. Im Umkehrschluss heißt das auch, dass bei einem sinkenden Preis das Gut am Markt zunehmend vorhanden ist.

Beispiel: Am Erdölmarkt steigt der der Preis um 4 € auf 80 € für ein Barrel. Die Preissteigerung signalisiert damit eine erhöhte Knappheit nach Erdöl.

Von vielen Volkswirten wird oft kritisiert, dass die Signalfunktion nur sehr "gegenwärtig" die Knappheit anzeigt. Langfristige Knappheiten (zum Beispiel beim Erdöl, das eventuell schon in 70 Jahren nicht mehr vorhanden ist) werden nur unzureichend durch einen hohen Preis angezeigt. In der Volkswirtschaftslehre wird in diesem Zusammenhang auch von der Kurzsichtigkeit (Myopie) der Signalfunktion gesprochen.

2. Lenkungsfunktion (auch: Allokationsfunktion)

Die Lenkungsfunktion beschreibt den Vorgang, wie der Preis die Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden und Kapital) in die Bereiche einer Volkswirtschaft lenkt, in denen der höchste Gewinn zu erwarten ist. "Im Modell der freien Marktwirtschaft ist es also der Preis, der das Problem, was produziert werden soll, löst." (Hartmann, G.; u. a.: Theorie und Praxis der Volkswirtschaftspolitik, Rinteln, 2004, S. 180).

Beispiel: Arbeitskräfte (Produktionsfaktor Arbeit) gehen in der Regel dorthin, wo die höchsten Löhne (Preis) gezahlt werden.

3. Ausgleichsfunktion (auch: Planabstimmungsfunktion oder Koordinationsfunktion)

Die Konsumpläne der Nachfrager und Produktionspläne der Unternehmen werden über den Gleichgewichtspreis koordiniert und ausgeglichen. Der Prozess des Ausgleiches beider Interessen über den Preis wird auch als Preismechanismus bezeichnet. Der Preis ist damit idealtypisch das Steuerungsinstrument einer Volkswirtschaft.

Beispiel: Am Markt für Superbenzin beträgt der Gleichgewichtspreis 1,40 €. Dieser Preis bringt die Interessen der Anbieter und Nachfrager am besten zum Ausgleich. Hier ist der Umsatz auch am höchsten (siehe auch Thema 3.7 Preisbildung im vollkommenen Polypol).

4. Erziehungsfunktion (auch: Anreizfunktion)

"Die Erziehungsfunktion des Preises wird darin gesehen, dass (...) der vom einzelnen Wirtschaftssubjekt nicht beeinflussbare Preis die Produzenten dazu zwingt ("erzieht"), ihre Kosten zu senken, wenn sie ihre Gewinne erhöhen wollen." (Hartmann, G.; u. a.: Theorie und Praxis der Volkswirtschaftspolitik, Rinteln, 2004, S. 181).

Auf der Nachfrageseite sind die Nachfrager ebenso bestrebt, bei hohen Preisen mit den knappen Gütern sorgsam umzugehen.

Darüber hinaus versuchen Nachfrager bei hohen Preisen von Gütern auf Substitutionsgüter mit gleichem Nutzen umzusteigen.

Beispiel: Die Butter wird in Deutschland aus hier nicht genannten Gründen sehr teuer. Mehr und mehr ersetzen Konsumenten (Nachfrager) die Butter durch Margarine.

5. Auslesefunktion (auch: Selektionsfunktion)

Unternehmen, bei denen der Verkaufspreis eines oder mehrerer ihrer Güter über den Gleichgewichtspreis liegt, werden diese Güter aufgrund der Bedingungen des vollkommenen Marktes nicht absetzen können. Die Produkte fallen damit aus dem Markt. Wird dennoch angestrebt, die Güter weiter absetzen zu können, so müssen seitens der anbietenden Unternehmen die Produktionskosten abgesenkt werden, bis der Verkaufspreis mindestens den Gleichgewichtspreis am Markt erreicht.

Beispiel: Die Möbelfabrik Wurm bietet ein standardisiertes Regal an, das den Gleichgewichtspreis um 20 % übersteigt. Da das gleiche Regal am Markt von einer Vielzahl anderer Anbieter günstiger angeboten wird, wird das Regal der Möbelfabrik Wurm nicht mehr gekauft. Es fällt aus dem Markt.

6. Verteilungsfunktion

Über den Preis wird die Verteilung der Einkommen auf die Personen bzw. Haushalte bestimmt, welche die Produktionsfaktoren bereitstellen. Diese erzielten Einkommen werden auch als primäre Einkommen bezeichnet.

Beispiel: Die Haushalte stellen den Unternehmen Arbeitskräfte (Produktionsfaktor Arbeit) zur Verfügung und erhalten daraus Einkommen.

Viel Erfolg beim Üben.