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BWL-Trainer: Hinweise zu den Aufgaben zum Nachlesen

3.2 Kostenvergleich Eigen- oder Fremdlagerung - Berechnungen

Die Aufgaben

In Abhängigkeit der Aufgabenstellung kann mit diesen Aufgaben die Ermittlung der kritischen Lagerfläche oder des kritischen Lagervolumens geübt werden. Anhand des berechneten Wertes und einer Vorgabe zur benötigten Lagerkapazität ist zu entscheiden, ob aus Kostensicht die Eigen- oder die Fremdlagerung vorzuziehen ist. Eine Aufgabe sieht zum Beispiel so aus:

Berechnen und bestimmen Sie anhand des Ergebnisses, ob Eigen- oder Fremdlagerung vorteilhaft wäre!

Die Möbelfabrik Wurm e. Kfm. überlegt, ob sie für ihre fertigen Erzeugnisse ein Eigenlager oder ein Fremdlager nutzen möchte. Als Eigenlager könnte eine alte Halle auf dem Geländer der Möbelfabrik genutzt werden.

Für die Nutzung der Halle fallen pro Halbjahr folgende Kosten an:

Fixkosten:Gehälter: 77.100,00 €Abschreibungen: 9.000,00 €Wartungsvertrag für die Instandhaltung: 12.000,00 €
variable Kosten:pro m³ Lagervolumen: 48,00 €

Im Vergleich dazu würden die Kosten bei der Fremdeinlagerung im selben Zeitraum bei 162,00 € pro m³ liegen.

Bei welchem genutzten Lagervolumen liegt die kritische Schwelle?

Die Möbelfabrik Wurm e.Kfm. überlegt für das zu lagernde Gut insgesamt 900 m³ Lagervolumen zu nutzen. Welche Lagerart ist vorteilhaft?

Kritisches Lagervolumen:
m³ (auf 2 Stellen gerundet)
Empfohlene Lagerart:

Hinweis: In einigen berufsschulischen Lehrwerken gibt es Aufgaben, bei der eine kritische Lagermenge berechnet werden soll. Da in einem Betrieb in der Regel unterschiedliche Waren und Vorräte mit unterschiedlichen Größen eingelagert werden, scheint die Verwendung der Menge ohne weitere Angaben praxisfern, denn letztendlich wird jede Menge auf Fläche bzw. Volumen umgerechnet. Genauso beziehen sich die Preise der Lagerplatzanbieter in der Praxis auf eine Fläche oder ein Volumen. Deswegen sind in den Aufgaben ausschließlich Flächen und Volumina zu berechnen.

Grundsätzliches zur Eigen- oder Fremdlagerung

Werden Waren und/oder Vorräte eingelagert, so stellt sich die Frage, ob dazu ein Eigen- oder Fremdlager gewählt werden sollte. Zur Erinnerung: Ein Eigenlager steht im Eigentum des Einlagernden, wohingegen ein Fremdlager vom Einlagernden mittels eines Lagervertrags angemietet wird.

Bei der Entscheidung zwischen beiden Lagerarten spielen viele nichtpreisliche als auch preisliche Faktoren eine Rolle:

Nichtpreisliche Faktoren

Preisliche Faktoren

Im Mittelpunkt der Übung steht die kostenbezogene Entscheidung zwischen der Eigen- und Fremdlagerung.

Rechnerische Ermittlung der kritischen Lagerfläche oder des kritischen Lagervolumens

Bei der Entscheidung für Eigen- oder Fremdlagerung aus Kostensicht müssen die Kosten für die Lagerarten ermittelt und verglichen werden.

Exkurs: fixe und variable Kosten

Fixe Kosten sind feste Kosten, d. h. Kosten, die sich nicht bei einer Erhöhung der genutzten Lagerfläche erhöhen. Als Beispiel sei das Gehalt eines Lagerarbeiters genannt. Egal wie hoch die Einlagerung an Waren ist, das Gehalt des Lagerarbeiters verändert sich nicht. Natürlich ist es möglich, dass bei sehr hohen Einlagerungen eventuell ein zweiter Lagerarbeiter eingestellt werden müsste und sich dann die fixen Kosten schlagartig erhöhen (so genannte sprungfixe Kosten). In den meisten Prüfungen spielen die sprungfixen Kosten keine Rolle.

Variable Kosten sind fließende Kosten, d. h. mit der zunehmenden Inanspruchnahme von Lagerflächen steigen auch die Kosten. Als Beispiel kann man die anteiligen Bürokosten heranziehen. In den gängigen Prüfungen steigen diese Kosten stets proportional.

In nahezu allen Prüfungsfragen und Lehrbuchaufgaben der kaufmännischen Ausbildung sind die Kosten der Fremdeinlagerung stets variabel. In der Praxis mögliche fixe Bestandteile in der Vertragsausgestaltung werden nicht betrachtet.

Die Aufgabenstellung orientiert sich an diesen üblichen Vorgaben, die Aufgaben haben also - wie immer in der Ausbildung - Modellcharakter.

Geht man von der Annahme aus, dass sich die Kosten für die Eigenlagerung aus fixen und variablen und die Kosten für die Fremd­lagerung aus variablen Kosten zusammensetzen, wobei sich die variablen Kosten mit steigender Lagerfläche bzw. mit steigendem Lagervolumen erhöhen, kann die kritischen Schwelle berechnet werden, bei der die Kosten der Eigen- und der Fremdlagerung die gleiche Höhe haben. Voraussetzung ist dabei, dass die variablen Kosten pro Lagereinheit bei der Fremdlagerung höher sind als bei der Eigenlagerung. Die ermittelte Schwelle zeigt den Übergang des Kostenvorteils von der einen zur anderen Lagerart.

Ausgangspunkt für die Berechnung der kritischen Schwelle ist also die Annahme, dass gelten muss:

Gesamtkosten Eigenlagerung (KE) = Gesamtkosten Fremdlagerung (KF)

Hinweis zur Schreibweise: Werden Großbuchstaben verwendet, so zeigt man dadurch die Gesamtkosten an. Kleinbuchstaben zeigen die Kosten für eine Einheit. Hochgestellte Notationen konkretisieren die Bezeichnungen.

Zur Ermittlung der kritischen Schwelle müssen im ersten Schritt die Gesamtkosten in ihre jeweiligen Bestandteile, d. h. in fixe und variable Kosten unter Einbeziehung der Lagereinheit (Menge/Fläche/Volumen => z. B. Stück/m²/m³) x zerlegt werden:

KE = KF  =>  KEfix + kEvar · x = kFvar · x

Wir stellen nach x um:

KEfix + kEvar · x = kFvar · x   | - kEvar · x

KEfix = kFvar · x - kEvar · x  | x ausklammern

KEfix = x · (kFvar - kEvar)   | : (kFvar - kEvar)

x = KEfix
kFvar - kEvar

Hinweis: Die Lagereinheit (m²/m³/hl/...) ist für Herleitung der Formel unerheblich, weswegen schlicht x für die unbekannte Größe verwendet wird. Bei praktischen Berechnungen bleibt die entsprechende Einheit für die kritische Schwelle immer übrig, da die Einheiten für die Geldbeträge durch Kürzen entfallen.

Die Formel zur Ermittlung der kritischen Schwelle für Menge, Lagerfläche oder Lagervolumen ist also:

Kritische Menge/Lagerfläche/Lagervolumen = KEfix
kFvar - kEvar

Beispiel: Errechnung der kritischen Lagerfläche und Entscheidung über Lagerart

Die Möbelfabrik Wurm e. Kfm. überlegt, ob sie für ihre Handelswaren ein Eigen- oder ein Fremdlager nutzen möchte. Als Eigenlager könnte eine alte Lagerhalle genutzt werden. Für die Nutzung der Lagerhalle fallen folgende monatliche Fixkosten an: 2 Mitarbeiter (Gehälter insgesamt 5000 €), Abschreibungskosten für die Lagereinrichtung (insgesamt 3000 €). Darüber hinaus fallen für jeden genutzten m² Lagerfläche 10 € anteilige variable Kosten an.

Bei der Fremdlagerung sind die Kosten einzig abhängig von der genutzten Lagerfläche und sind damit variabel. Sie betragen pro m² Lagerfläche 50 €.

a) Bei welcher genutzten Lagerfläche liegt die kritische Schwelle?

b) Die Möbelfabrik Wurm e. Kfm. überlegt, eine Fläche von 300 m² zu nutzen. Welche Lagerart ist vorteilhaft? Eigenlagerung oder Fremdlagerung?

Lösung

a) Kritische Lagerfläche xLf

xLf = KEfix
kFvar - kEvar
xLf = 5000 € + 3000 €
50 €/m² - 10 €/m²
xLf = 8000 €
40 €/m²
xLf = 200 m²

Die kritische Lagerfläche liegt bei 200 m². Bei dieser genutzten Fläche sind die Kosten für die Eigenlagerung genauso hoch wie für die Fremdlagerung.

b) Entscheidung Eigenlagerung oder Fremdlagerung

Die benötigte Lagerfläche liegt bei 300 m² und damit oberhalb der kritischen Lagerfläche von 200 m². Daher ist die Eigenlagerung zu empfehlen.

Um zu sehen, wie vorteilhafter die Eigenlagerung ist, kann man die anfallenden Kosten berechnen:

Je größer die Differenz der Kosten, desto mehr spricht für die Entscheidung für die eine oder andere Lagerart.

Viel Erfolg beim Üben.